Behandlungsmöglichkeiten bei krankhaftem Übergewicht
Betroffene sind oft körperlich beeinträchtigt, manche haben schwerwiegende soziale Probleme, fühlen sich stigmatisiert und isolieren sich bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Adipositas kann außerdem zu Begleiterkrankungen wie dem Typ II Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Depression, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder einem Schlaf-Apnoe-Syndrom führen. Liegt bereits ein sogenanntes Metabolisches Syndrom vor (d. h. eine Kombination von Diabetes, Bluthochdruck und einer Fettstoffwechselstörung), kann dies die durchschnittliche Lebenserwartung um mehr als 10 Jahre verkürzen.
Multimodales Adipositas Programm
Bei Ihrem Erstgespräch beraten wir Sie individuell über Ihren Weg für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. Dazu bekommen Sie auch unsere Adipositas-Mappe ausgehändigt, die Sie umfassend über das ganze Programm informiert.
Hat eine mehrmonatige konservative Therapie, also ein Ernährungstraining, regelmäßige Bewegung bzw. Sport nicht zu einer deutlichen Gewichtsabnahme geführt, kommt die Adipositas-Chirurgie als ergänzende Behandlungsoption in Frage. Gleichzeitig müssen bestimmte hormonelle oder psychische Erkrankungen ausgeschlossen oder gegebenenfalls behandelt worden sein.
Dabei ist Ihre Mitarbeit bezüglich der Ernährungsumstellung, regelmäßiger Bewegung und gegebenenfalls einer Verhaltensänderung sowohl vor als auch nach einer Operation ausschlaggebend für Ihren Erfolg.
Um Sie dabei bestmöglich zu unterstützen, begleiten wir Sie auf diesem Weg und bieten Ihnen regelmäßige Gesprächstermine in der Sprechstunde (auch telefonisch oder per Video-Call), monatliche Informationsveranstaltungen oder beispielsweise ein Patenschaftsprogramm an.
Wie lange Sie vor einer Operation an einem Programm teilnehmen sollten, ob es zum Beispiel verkürzt werden kann, besprechen wir mit Ihnen immer ganz individuell. In den meisten Fällen kann die Operation bei uns ohne vorherige Genehmigung des Kostenträgers durchgeführt werden.
Adipositas-Chirurgie
Für welche Operationsmethode wir uns am Ende mit Ihnen zusammen entscheiden, ist unter anderem abhängig von vorhandenen Begleiterkrankungen, der Einschätzung begleitender Therapeut:innen und Ihrer individuellen Vorstellung. Viele Patient:innen haben ihre eigenen Erfahrungen gesammelt und sind dank wiederholter Aufklärungsgespräche, dem Austausch mit anderen Operierten und Informationen aus verschiedenen Medien sehr gut informiert.
Um durch eine Adipositas-Operation langfristig Gewicht zu verlieren, gibt es unterschiedliche operative Techniken. Alle Eingriffe werden in der Regel laparoskopisch, also minimalinvasiv mit der sogenannten „Schlüssellochtechnik“ durchgeführt.
Bei Operationen wie dem Magenband (Gastric Banding) oder dem Magenschlauch (Sleeve Gastrektomie) wird die Magenpassage eingeschränkt bzw. das Magenvolumen verringert. Dies führt zu einem schnelleren Eintreten eines Sättigungsgefühls und der Unfähigkeit größere Mengen essen zu können. Magenbypass-Operationen reduzieren zusätzlich die Fähigkeit des Verdauungssystems, die zugeführte Nahrung in ihrer ganzen Menge zu verwerten. Kohlenhydrate, Fette, aber auch Nährstoffe werden wegen der funktionellen Verkürzung der Dünndarmpassage in geringerem Maße vom Körper aufgenommen.
Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten
Über eine Bauchspiegelung wird ein spezielles Silikonband um den oberen Teil des Magens gelegt. Dadurch kommt es zur Bildung eines kleinen Magenreservoirs oberhalb des Bandes. Die Nahrungspassage in den größeren Teil des Magens wird durch das Magenband behindert. Der Durchmesser des Bandes kann individuell über ein unter der Haut liegendes Schlauchsystem (Port) eingestellt werden. Durch das kleine Magenreservoir oberhalb des Bandes kommt es bei Nahrungsaufnahme zu einem deutlich früher einsetzenden Sättigungsgefühl. Insgesamt wird diese Operation nur noch sehr selten in Deutschland durchgeführt.
Um den sogenannten Schlauchmagen zu bilden, werden rund 2/3 des Magens entfernt. Dabei bleiben die Verbindungen zu Speiseröhre und Zwölffingerdarm unverändert erhalten. Auf diese Weise kommt es schon nach kleinen Nahrungsportionen schnell zu einem Sättigungsempfinden. Zudem spielen auch hormonelle Auswirkungen eine Rolle, da mit dem entfernten Magenanteil der Hauptproduktionsort des appetitstimulierenden Hormons Ghrelin wegfällt. Für den langfristigen Erfolg dieser Operation ist aber auch die Bereitschaft der Patient:innen, ihre Essgewohnheiten zu verändern, von entscheidender Bedeutung. Eine lebenslange Vitamineinnnahme wird empfohlen.
(Quelle Abb.: Prof. Dr. med. Karl-Heinz Vestweber)
Bei der klassischen Magenbypass-Operation wird am Mageneingang ein kleiner Magenanteil abgetrennt (Magenpouch). So können nur noch sehr geringe Nahrungsmengen aufgenommen werden. Zusätzlich wird ein Teil des oberen Dünndarms von der Nahrungspassage ausgeschaltet. Durch die Veränderung der Dünndarmpassage werden Nahrungsbestandteile wie Kohlenhydrate und Fette, aber auch Spurenelemente und Vitamine, in verringerter Form vom Körper aufgenommen. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, sollten Patient:innen nach einer Magenbypass-Operation lebenslang Vitaminpräparate einnehmen. Auch bei dieser Operation ist ein gesundes Essverhalten mit entscheidend für eine dauerhaft erfolgreiche Gewichtsabnahme.
(Quelle Abb.: Prof. Dr. med. Karl-Heinz Vestweber)
Sowohl unmittelbar vor als auch nach einer Operation werden Sie engmaschig von den Ernährungsspezialist:innen in unserer Klinik informiert und betreut. Neben Einzelgesprächen finden regelmäßige Online-Schulungen und Gruppen-Treffen statt.
Nach Ihrer Operation bieten wir eine lebenslange Nachsorge an, die mindestens einmal jährlich empfohlen wird.