Skoliose

Eine Skoliose ist eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule, die sukzessive zu einer Asymmetrie des Oberkörpers führt. Die Ursachen der Verkrümmung sind vielfältig und müssen vor Therapiebeginn evaluiert werden. Viele Skoliose-Symptome treten erst im höheren Lebensalter auf, doch werden die meisten Skoliosen bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren diagnostiziert. Je länger eine Skoliose unbehandelt bleibt, desto wahrscheinlicher verursacht sie im Krankheitsverlauf Beschwerden wie Abnutzungserscheinungen an Bandscheiben und Wirbelkörpern. Wichtig ist daher, dass Eltern oder der:die Kinderärzt:in erste Anzeichen bei den Kindern frühzeitig entdecken.

Anzeichen einer Skoliose
  • Eine nach einer Seite gebogene Wirbelsäule
  • Schiefes oder an einer Seite hervorragendes Becken
  • Eine Schulter ist höher als die andere, Schultern hängen nach einer Seite
  • Beine sind unterschiedlich lang
  • Rippenbuckel
  • Lendenwulst
Unterschiedliche Formen der Skoliose

Die häufigste Form der Skoliose betrifft Kinder und Jugendliche in ihren Wachstumsphasen. Manche Wirbelkörper wachsen in eine Richtung langsamer als in die andere. Die Wirbelsäule verbiegt sich seitlich nach rechts oder links. Es kommt zusätzlich zu einer Rotation der Wirbelkörper.

Man spricht bei dieser häufigsten Form der Skoliose von einer idiopathischen Skoliose. Die Verformung verursacht zunächst keine Beschwerden, deshalb fällt sie oft eher durch Zufall auf. Eltern bemerken mit der Zeit den Schiefstand bei Schultern oder Becken ihrer Kinder. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen.

Vorerkrankungen als Auslöser

Seltener geht Skoliose auf andere Erkrankungen zurück. Zu diesen zählen vorgeburtliche, angeborene Entwicklungsstörungen (z. B. Spina bifida, Halbwirbel, Keilwirbel) oder auch die so genannte neuropathische Skoliose, die von Erkrankungen des Nervensystems ausgelöst wird. Bei einer myopathischen Skoliose liegt die Ursache in Erkrankungen der Muskulatur (Muskelschwund) in Erkrankungen des Nervensystems oder des Muskelapparates (neuromuskuläre Skoliose).

Diagnose

Zu Beginn der Diagnose untersuchen unsere Mediziner:innen vor allem die Form und die Beweglichkeit ihrer Wirbelsäule. Bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverkrümmung wird immer auch eine Röntgenuntersuchung gemacht. In selteneren Fällen sind MRT-Schnittbilder sinnvoll, vor allem wenn Fehlbildungen des Rückenmarks oder Veränderungen im Rückenmarkskanal (z. B. Tumore) vermutet werden. Vor einer Operation sollte immer ein MRT der gesamten Wirbelsäule angefertigt werden.

Manchmal sind Organe betroffen

Bei schweren Skoliosen können durch die Verkrümmungen der Wirbelsäule Störungen der Herz- und Lungenfunktion und Verdrehungen des gesamten Brustbereichs vorkommen. Deshalb können auch Ultraschalluntersuchungen des Herzens und ein Lungenfunktionstest (Spirometrie) sinnvoll sein.

Therapie

Eine wichtige Rolle bei der Frage nach der angemessenen Therapie einer Skoliose spielen immer das Alter und die körperliche Verfassung der Patient:innen. Die meisten Skoliosen sind mit Krankengymnastik und einem Korsett gut zu behandeln. Vor allem bei leichten Fällen kann bereits Krankengymnastik eine deutliche Besserung bewirken und ausreichend sein. In jedem Fall ist eine regelmässige kinderorthopädische Beratung sinnvoll.

Skoliose-Korsett

Durch das Tragen eines Korsetts soll die Krümmung korrigiert und das Wachstum der Wirbelsäule positiv beeinflusst werden. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie sind das Alter der Betroffenen sowie das Ausmaß der Verkrümmung. Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die noch im Wachstum sind, kann das Korsett in Kombination mit Physiotherapie die Krümmung der Wirbelsäule sehr positiv beeinflussen. Voraussetzung dafür ist, dass das Korsett von den Betroffenen regelmäßig getragen wird. Besonders für Kinder und Jugendliche kann das eine psychische Belastung sein.

Ein Skoliose- Korsett besteht zumeist aus Kunststoff, ist sehr leicht und hat eingearbeitete Polster zur Vermeidung von Druckstellen. Unter der Kleidung ist es kaum sichtbar. Das Korsett wird individuell von unseren erfahrenen Partner:innen der Orthopädietechnik auf die Betroffenen angepasst. Die Tragedauer wird kontinuierlich gesteigert. Um die Fortschritte und Veränderungen zu begleiten, führen wir regelmäßige Röntgenuntersuchungen durch. Bei Bedarf passen wir das Korsett entsprechend an.

Operation soll eine Verschlechterung der Kurve verhindern

Bei einer sehr starken Verformung der Wirbelsäule kann eine Operation sinnvoll werden. Allerhöchste Priorität hat die Sicherheit, vor allem, wenn wir Kinder operieren. Um das Rückenmark zu schützen, setzen unsere erfahrenen Operateur:innen modernste technische Unterstützungssysteme ein. Mit der chirurgischen Skoliose-Therapie soll neben der optimalen Korrektur eine Verschlechterung der Verkrümmung auch nach Abschluss des Wachstums verhindert werden.

Bei der Entscheidung darüber, ob eine Operation und welche Operationsmethode sinnvoll ist, spielt das Alter der Patient:innen eine große Rolle. Wichtig für die Beurteilung ist außerdem der Krankheitsverlauf und die Frage, ob es bereits bestehende Einschränkungen im Bewegungsradius gibt. Ein ausschlaggebender Grund wäre außerdem eine mögliche Gefährdung der Herz- und Lungenfunktion.

Sollte eine Operation unumgänglich sein, wenden wir unterschiedliche Operationsmethoden an, die dem Alter des Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen entsprechen. Hierzu gehören auch nicht-versteifende Verfahren.

Versteifen und beweglich halten

Häufig wird es notwendig, dass der betroffene Teil der Wirbelsäule mit Schrauben und Stäben stabilisiert wird. Die krumme Wirbelsäule wird gestreckt und die ungewollte Rotation beseitigt. Ziel ist es, den betroffenen Wirbelabschnitt zu versteifen, um die Krümmung dauerhaft zu korrigieren. Gleichzeitig sollen aber möglichst viele Wirbelsegmente beweglich erhalten werden. Ein solcher Eingriff zählt zu den technisch aufwendigsten Operationen der orthopädischen Chirurgie. In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe unterschiedlicher, nicht-versteifender Operationsverfahren entwickelt, die ebenfalls eine Alternative sein können, aber nicht für alle Patient:innen die geeignete Operationsmethode darstellen. Außerdem existieren technische Möglichkeiten, um die Operationen sicher zu machen.

Hochmoderne Navigationstechniken

Eine davon ist die Wirbelsäulen-Navigation. Dabei handelt es sich um ein computerunterstütztes Verfahren, das wie ein GPS eine millimetergenaue Orientierung an der Wirbelsäule ermöglicht. So können z. B. Schrauben auch bei anatomisch unübersichtlichen Verhältnissen präzise platziert werden.

Das so genannte intraoperative Neuromonitoring wurde entwickelt, um Nerven während einer Operation zu schützen. Es ermöglicht die fortlaufende bildgebende Kontrolle über Nervenbahnen, die durch den Eingriff geschädigt werden könnten. Am wichtigsten ist jedoch immernoch die Erahrung des Operateurs.

Intensive Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen

Die Wirbelsäulenchirurgie arbeitet in allen Versorgungsbereichen intensiv mit anderen Fachabteilungen am Klinikum Leverkusen zusammen, darunter auch die Physio- und Ergotherapie, die Orthopädietechnik und die Pädiatrie/Neuropädiatrie. Das gilt für den gesamten Behandlungsverlauf. Auf diese Weise ermöglichen eine umfassende und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Beratung und Behandlung. Es stehen erfahrene Kinderärzte und eine Kinderintensivstation zur Verfügung.

Skoliose-Sprechstunde für individuelle Beratung

In einer speziellen Skoliose- Sprechstunde bieten wir Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine individuelle Beratung an, wenn es um Fragen der Behandlung (Operation, Korsetttherapie, Krankengymnastik, Hilfsmittel etc.) geht.

Terminvergabe über das Patientenmanagement unter Telefon 0214 13-2571