Polyneuroapthien

Zum Peripheren Nervensystem (PNS) gehören alle Nervenbahnen des Körpers außer denen des Gehirns und des Rückenmarks, die das Zentrale Nervensystem (ZNS) bilden. Bei einer Polyneuropathie sind immer mehrere Nerven betroffen. Insofern sind sie abzugrenzen von Erkrankungen einzelner Nerven, z. B. dem Karpaltunnelsyndrom.

Symptome

Welche Symptome sich entwickeln, hängt davon ab, an welchen Stellen diese Entzündungen auftreten. Häufig sind:

  • Taubheitsgefühle
  • Muskelschwäche
  • Störungen von Gleichgewicht und Koordination
  • Evtl. Nervenschmerzen

Diagnose und Therapie

Grundlage ist zunächst die genaue körperliche Untersuchung. Die technische Diagnostik umfasst die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), die Elektromyografie (EMG), eine ausführliche Labordiagnostik und gelegentlich eine Lumbalpunktion. Die elektrodiagnostischen Untersuchungen werden in unseren spezialisierten Untersuchungslabors durchgeführt (Details s. „Spezielle neurologische apparative Diagnostik“)

Mögliche Ursachen

Es sind über 250 Ursachen der Polyneuropathien bekannt. Am häufigsten sind sie Folgen der Blutzucker-Krankheit (Diabetes mellitus), des schädlichen Alkoholkonsums oder anderer toxischer Einflüsse, z. B. Chemotherapie. Praktisch jede Erkrankung eines inneren Organs kann eine Polyneuropathie nach sich ziehen. Daher bedarf es auch einer ausführlichen internistischen Untersuchung.

Es gibt erbliche Polyneuropathie, die nicht behandelbar sind. Intensiv muss aber nach den behandelbaren Ursachen gefahndet werden, z. B. Vitaminmangelzuständen, Infektionskrankheiten wie die Borelliose aber auch Tumorerkrankungen.

Autoimmun-Neuropathien

Bei diesen Erkrankungen erfolgt die Schädigung des peripheren Nervensystems durch eine Fehlregulation des Immunsystems. Dieses sollte normalerweise nur fremdes Gewebe attackieren, den Körper selbst allerdings in Ruhe lassen. Bei Autoimmunerkrankungen ist diese Trennung zwischen dem körpereigenen und dem fremden Gewebe aufgehoben.

Es gibt verschiedene Verlaufsformen, akute und chronische.  Beispielhaft sind zu nennen:

Guillain-Barré-Syndrom

Hier entwickelt sich die Symptomatik schnell über wenige Tage. Gelegentlich werden auch die Nerven betroffen, die für die Steuerung der Atmung und des Herzrhythmus verantwortlich sind. In diesen Fällen kann die Erkrankung lebensgefährlich sein. Daher muss die Behandlung sehr schnell beginnen. Eingesetzt werden Immuntherapeutika wie intravenös gegebene Immunglobulinen oder Plasmapherese („Blutwäsche“). Ggf. kann die Erkrankung so schwerwiegend sein, dass eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich ist.

Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)

Die Symptome entwickeln sich über Wochen oder Monate. Die Behandlung ist möglich mit Kortison-Präparaten, Immunglobulinen, Zytostatika oder Plasmapherese. Vielfach kann dieses Krankheitsbild in der Praxis behandelt werden, in besonderen Fällen kommen die Patient:innen aber auch in unsere Spezialambulanz für neuromuskuläre Erkrankungen. Dort werden die aufwändigeren Immuntherapien durchgeführt.