Welt-Tuberkulose Tag

24.03.2022
Prof. Dr. Reuter

Hieran erinnert der Welt-Tuberkulose-Tag jährlich am 24. März. Auch in Leverkusen kommt es immer wieder zu Tuberkulose Fällen, die unter anderem auch im Klinikum Leverkusen behandelt werden.

Die Tuberkulose ist in Deutschland die dritthäufigste Atemwegserkrankung mit Todesfolge, gleich nach COVID-19 und Influenza. Anlässlich des Welt-Tuberkulose Tages wollen wir einige Besonderheiten aufzuzeigen, damit die Krankheit rechtzeitig erkannt und eine Verbreitung möglichst vermieden wird.

Die Ursache der Krankheit wurde am 24. März im Jahr 1882 von Robert-Koch entdeckt: der Erreger Mycobacterium tuberculosis. Die Tuberkulose ruft jährlich mehr als 10 Millionen Neuerkrankungen hervor und verursacht über eine Million Todesfälle. Damit rangiert die Tuberkulose in den Infektionsstatistiken deutlich vor der Malaria und AIDS.

Die Lunge ist das meist betroffene Organ, daneben befällt die Tuberkulose auch häufig Knochen, Lymphknoten, Nieren und Harnwege, insbesondere bei Abwehrschwäche.

Deutschland gehört zwar weltweit nicht zu den Ländern mit den höchsten Fallzahlen. Aber auch hierzulande wurden in 2020 allein 4127 Fälle nachgewiesen, das sind 5 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Am Klinikum Leverkusen haben die Infektiolog:innen in diesem Jahr bereits sechs Patient:innen mit Tuberkulose aus Leverkusen und der weiteren Umgebung behandelt, in 2020 waren es 19 Patient:innen und in 2019 17 Patient:innen.

Zur Vermeidung der Übertragung werden erkrankte Patientinnen und Patienten mit einer offenen Lungentuberkulose in Abhängigkeit vom Grad der Ansteckungsfähigkeit isoliert. Im Klinikum Leverkusen existiert hierfür die spezialisierte Infektionsstation. Hier wird durch Unterdruck vermieden, dass die Erreger außerhalb des Zimmers verbreitet werden können. Unser Personal ist speziell geschult zur Gewährleistung bestmöglicher Schutzbedingungen.

Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das Tuberkulose-Geschehen

Die Gesundheitssysteme weltweit waren in den letzten beiden Jahren durch COVID-19 extrem überlastet. „Es muss befürchtet werden, dass durch Lock-down und Abschottung Tuberkulosefälle seltener erkannt wurden und in der Folge die Krankheit verschleppt wird,“ vermutet Prof. Dr. Stefan Reuter, Direktor der Medizinischen Klinik 4 (u.a. Infektiologie) am Klinikum Leverkusen. Die Folge wäre eine höhere Ansteckungsgefahr und schwerere Verläufe. Daten des Leverkusener Gesundheitsamtes zeigen, dass in den Jahren 2020 und 2021 tatsächlich deutlich weniger Tuberkulosefälle gemeldet wurden als noch in den Jahren zuvor. In Leverkusen wurden laut Gesundheitsamt von 2012 bis 2019 durchschnittlich 13 Infektionen pro Jahr festgestellt, in den letzten beiden Jahren allerdings nur noch 4 pro Jahr. Laut Welt-Gesundheitsorganisation ist dies ein weltweites Phänomen.

„Die Situation ist derzeit noch schwer einzuschätzen. Durch verstärkte Schutzmaßnahmen und Einhaltung von Abstandsregeln könnte gleichzeitig die Zahl der Übertragungen zurückgegangen sein, wie das z. B. bei der geringeren Verbreitung der Grippe eingetreten ist,“ erklärt Prof. Reuter.

Die Tuberkulose allerdings ist eine andere Art von Erkrankung als die Grippe, da sie nach der Ansteckung nicht direkt weitergegeben wird. Wenn ein Mensch sich erstmals infiziert, bricht meist keine Krankheit aus. „Vielmehr werden die Tuberkulosebakterien vom Immunsystem gefangen, sie werden sozusagen von Abwehrzellen ummauert und hierdurch kontrolliert. Erst deutlich später, oftmals nach Jahren oder Jahrzehnten, kommt es dann zur eigentlichen Krankheit, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder besondere Stressfaktoren wirken,“ erläutert der Chef-Infektiologe des Klinikums.

Die genauen Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung der Tuberkuloseerkrankungen bleiben daher noch abzuwarten.

Wichtige Fragen und Antworten zu Tuberkulose beantwortet Prof. Dr. Stefan Reuter:

Wie steckt man sich mit Tuberkulose an?

Eine Tuberkulose wird für Andere gefährlich, wenn Bakterien ausgehustet werden, man spricht hierbei von „offener Tuberkulose“. Über das Anhusten einer anderen Person können die Bakterien dann direkt von Mensch zu Mensch über die Luft übertragen werden. Im schlimmsten Fall kann es zu Ausbrüchen kommen, bei denen mehrere Menschen betroffen sind. Bei offener Tuberkulose ist daher die Unterbringung und Behandlung auf der Isolierstation erforderlich.

Zur Vermeidung der Übertragung werden erkrankte Patient:innen mit einer offenen Lungentuberkulose im Klinikum Leverkusen auf der Infektionsstation isoliert.

Wie bemerke ich eine Erkrankung an Tuberkulose?

Typische Krankheitszeichen sind Husten, Fieber, nächtliches Schwitzen sowie Verlust von Appetit und Gewicht. Früher wurde die Krankheit daher auch „Schwindsucht“ genannt, da Patienten deutlich Gewicht verlieren können und dann ausgezehrt wirken. Wenn andere Organe als die Lunge betroffen sind, kann sich die Krankheit sehr unterschiedlich äußern.

Wer ist am häufigsten betroffen?

Personen können in jedem Lebensalter betroffen sein, wobei sich ein Häufigkeitsgipfel im jungen Erwachsenenalter findet und dann wieder bei älteren Senioren über 80 Jahre. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. In Stadtkreisen kommt die Tuberkulose häufiger vor als auf dem Land.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es gegen die Tuberkulose?

Durch eine Kombination aus mehreren Medikamenten kann die Erkrankung meist ausgeheilt werden. Die Behandlung ist allerdings langwierig und dauert mindestens ein halbes Jahr. Hierbei müssen durchschnittlich 10 Tabletten pro Tag eingenommen werden.

Große Sorge bereiten aber zunehmende Resistenzen. Besonders wenn die Tuberkulose im Ausland erworben wurde, stehen die Behandlungschancen schlechter, weil Resistenzen vorliegen können. Dann müssen nicht selten auch Infusionen eingesetzt oder Reservemedikamente angewendet werden.