Es ist immer noch für viele ein Tabu-Thema: das Stoma, meist als künstlicher Darmausgang bezeichnet. Allein in Deutschland leben etwa 160.000 Patientinnen und Patienten zeitweilig oder dauerhaft mit einem Stoma. Für die Betroffenen bedeutet das Stoma eine große Veränderung im Leben und viele Herausforderungen, die sie bewältigen müssen.
In der Medizin bezeichnet man als Stoma meist eine operativ angelegte Öffnung des Darms über die Körperoberfläche. Die zeitweilig, in manchen Fällen auch dauerhaft, den Stuhl, die Verdauungsrückstände, ableitet. Dabei wird der Stuhl über diese Öffnung von einem sogenannten Stomabeutel aufgenommen, der mit einer Haftplatte, ähnlich einem Pflaster, am Bauch der/des Patient:innen befestigt ist. Andere Stomata dienen als Blasenausgang der Ableitung von Urin (Urostoma) oder als Luftröhrenöffnung (Tracheostoma).
Die meisten Patient:innen erhalten das Stoma infolge einer Krebserkrankung des Darms, bei der beispielsweise der Schließmuskel beeinträchtigt ist, oder auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder der Divertikulitis, bei der sich Ausstülpungen der Schleimhaut entzünden und man vermeiden möchte, dass der aggressive Kot durch einen bestimmten Darmabschnitt fließt. Die Chirurg:innen des Klinikums Leverkusen legen jährlich rund 40 Stomata an.
So unterschiedlich die Erkrankungen sind, die ein Stoma notwendig machen, eines bleibt gleich: Ein Stoma bedeutet für jede Patientin und jeden Patienten eine große Lebensumstellung. „Für viele Patienten ist es erst einmal ein großer Schock, wenn sie erfahren, dass sie ein Stoma bekommen müssen“, so Dr. Lelli. Sie haben Angst, Lebensqualität einzubüßen und ihrem Beruf und ihren Freizeitbeschäftigungen nicht mehr nachgehen zu können. Sie machen sich Sorgen, ob die Stoma-Anlage auch dicht ist oder ob sich unangenehme Gerüche entwickeln, ob sie noch Sport treiben können oder wie sehr eine Partnerschaft belastet wird.
Intensive Betreuung der Patient:innen
Deshalb legen die Stoma-Spezialist:innen am Klinikum Leverkusen großen Wert auf eine professionelle medizinische, pflegerische und psychosoziale Unterstützung der Patient:innen: „Wir versuchen, unsere Patient:innen Schritt für Schritt sorgfältig und behutsam auf das Leben mit einem Stoma vorzubereiten, ihnen die Ängste zu nehmen und ihnen zu vermitteln, dass das Leben auch mit Stoma lebenswert ist. Zumal die heutigen Stoma-Anlagen wirklich ausgereift sind“, sagt Dr. Lelli.
Nicht nur das 19-köpfige Ärzt:innen-Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, auch Psycho-Onkologen und – ganz wichtig – auch eine Stoma-Therapeutin kümmern sich intensiv um die Patient*innen. Allein die exakte Platzierung des Stomas bedarf sorgfältiger Vorbereitung. Die erfahrene Stoma-Therapeutin des Klinikums Leverkusen nimmt sich im Vorfeld einer Operation viel Zeit, um gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten die beste Lage des Stomas zu bestimmen: Wo sitzt der Hosenbund? Wo läuft der Gürtel entlang? Stört eine Bauchfalte die Sicht des Betroffenen auf das Stoma, so dass die Versorgung der Stoma-Anlage nur mit einem Spiegel möglich ist? Wird eventuell der Beutel für den abgeleiteten Stuhl irgendwo abgeklemmt? Diese und viele anderen Fragen klärt die Expertin vorab, damit das Stoma im Alltag so wenig wie möglich stört. Stomatherapeutin Yvette Kreyßig: „Wir wissen, dass das der entscheidende Punkt ist, damit die Stoma-Anlage zum Erfolg wird. Daher legen wir in unserer Klinik so viel Wert darauf, dass bei planbaren Operationen eine korrekte Markierung erfolgt.“
Aber nicht nur die Vorbereitung, auch die nicht minder wichtige Nachsorge ist am Klinikum gewährleistet. So gibt es für die Stoma-Patient*innen eine spezielle Sprechstunde für die Betroffenen, falls unerwartete Probleme auftreten.
Insgesamt legt das Klinikum Leverkusen großen Wert darauf, die Grunderkrankung der Stoma-Patient:innen nicht nur zu heilen, sondern sie auch dabei zu unterstützen, mit dem Stoma zu leben.
Aus diesem Grund beteiligen sich Dr. Lelli und seine Kolleginnen und Kollegen jährlich am Welt-Stoma-Tag, der auf die Probleme aufmerksam machen will. „Stomaträgerinnen und Stomaträger sind beispielsweise auf eine verlässliche, öffentliche und auf ihre speziellen Anforderungen eingerichtete sanitäre Infrastruktur angewiesen“, erklärt der Chirurg. „Das ist eine besonders wichtige Voraussetzung für eine selbstbestimmte Teilnahme am sozialen Leben, wie Reisen mit dem PKW oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Bummeln durch Innenstädte sowie der Teilnahme an kulturellen oder sportlichen Veranstaltungen“. Menschen mit künstlichem Darm- oder Blasenausgang seien auf eine spezifische Gestaltung von Sanitärräumen angewiesen: „Sie brauchen Platz, Ablageflächen, um ihre Utensilien auszubreiten, und einen guten Spiegel, um anschließend zu kontrollieren, ob die Stomabeutel korrekt angelegt sind. Und genau darauf wollen wir aufmerksam machen, damit die Betroffenen trotz Stoma sozial aktiv bleiben können.“
Sprechstunden und Ambulanzen