Eierstockkrebs
Der Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) gehört zu den aggressivsten Tumoren und ist nach dem Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) die zweithäufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Es gibt unterschiedliche Arten von Eierstockkrebs. Ausgangspunkt der Krebsentwicklung können verschiedene Gewebearten und Zelltypen des Eierstocks sein. Die weitaus häufigste Gruppe der bösartigen Tumore sind epitheliale Tumore. Sie gehen von der obersten Zellschicht der Eierstöcke aus. Die Gefährlichkeit dieser Tumor besteht darin, dass sie meist sehr spät entdeckt werden, weil lange Zeit keine Symptome auftreten. Jede Frau sollte daher mindestens einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen und nach einer Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter und Eierstöcke fragen.
Das Risiko einer Erkrankung an Eierstockkrebs steigt mit zunehmendem Alter. Umwelt- und Ernährungsfaktoren, Unfruchtbarkeit und Kinderlosigkeit spielen wahrscheinlich ebenfalls eine Rolle. Schwangerschaften und die Einnahme der „Pille“ senken dagegen das Risiko. Zudem sind bestimmte Genveränderungen (Mutationen) bekannt, die das persönliche Risiko der Trägerin erhöhen, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Bei etwa einer von vier Patientinnen ist der Eierstockkrebs erblich bedingt. Wenn Frauen mehrere nahe Verwandte haben, die erkrankt sind, tragen sie möglicherweise eine Genveränderung in bestimmten Risikogenen, die zur Erkrankung führen können.
Oft verursacht der Tumor erst Beschwerden, wenn er bereits in Becken und Bauchhöhle hineingewachsen ist. Durch seine anatomische Lage hat ein Tumor der Eierstöcke viel Platz zu wachsen und sich im Bauchraum ungehindert auszubreiten, ohne Beschwerden zu verursachen. Erste Symptome sind eher unspezifisch und könnten auch ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein. Abklären sollten Sie diese Beschwerden vor allem, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhalten.
Folgende Symptome könnten auf Eierstockkrebs hinweisen:
- Völlegefühl und Blähungen
- Unklare Bauchschmerzen
- Unüblich häufiges Wasserlassen
- Veränderungen des Stuhlgangs
- Verdauungsbeschwerden
- Zunehmender Bauchumfang durch Wasseransammlung im Bauchraum
- Unklare Gewichtsabnahme
Diagnose
Bei Verdacht auf Eierstockkrebs beginnt die Diagnose üblicherweise mit dem Abtasten der Bauchdecke der Patientin von außen und von innen über die Scheide. Dieser Untersuchung folgt eine Ultraschalluntersuchung der inneren Geschlechtsorgane. Möglicherweise sind weitere bildgebende Verfahren des Bauches und des Brustraums erforderlich, wie die Kernspintomographie (MRT) oder die Computertomographie. Sie dienen vor allem dazu, herauszufinden, ob sich ein Tumor auf andere Organe ausgebreitet hat.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, wird vor allem eingesetzt, um Informationen über die Lage und die Größe eines Tumors zu gewinnen. Mit einem Magnetfeld und Radiowellen kann Gewebe in Schichten dargestellt werden. Um möglichst präzise Bilder zu erhalten, wird den Patientinnen Kontrastmittel verabreicht. So lassen sich kleine Gewebeveränderungen (Herdbefunde) gut erkennen. Außerdem wird die MRT zur Kontrolle der Tumorentwicklung im Therapieverlauf und bei speziellen Früherkennungsuntersuchungen eingesetzt. Bei der MRT entsteht keine Strahlenbelastung für die Patientin.
Die CT-Diagnostik beim Eierstockkrebs ist ein wichtiger Bestandteil um das betroffene Umfeld zu untersuchen. Dabei können beispielsweise Lymphknoten im Beckenbereich gut beurteilt werden, aber auch entfernte Organe (Leber, Lunge, etc.). Es handelt sich beim CT um ein Schnittbildverfahren, das auf der Verwendung von Röntgenstrahlen beruht. Eine zusätzliche Kontrastmittelgabe verbessert die Genauigkeit der Untersuchung.
Therapie - Operation klärt Tumorstadium
Fortgeschrittener Eierstockkrebs bildet Metastasen häufig in der gesamten Bauchhöhle. Über Lymphspalten im Bereich des Zwerchfells können sich Tumorzellen auch in die Brusthöhle ausbreiten und auch dort Absiedelungen bilden. Dies kann sich durch Wasseransammlungen in den Lungenspalten äußern (Pleuraergüsse). Auch Lymphknotenmetastasen in der Bauchregion sind häufig. Für die endgültige Krebsdiagnose ist meistens eine Operation notwendig. Dabei kann der Tumor entnommen und feingeweblich untersucht werden. Die Gewebeanalyse bestätigt die Diagnose. Auch die Bestimmung des Tumorstadiums ist erst nach der Operation und der Gewebeanalyse im Labor möglich. Die Operation hat bei Eierstockkrebs also eine doppelte Funktion: sie dient sowohl der Diagnose als auch der Therapie.
Durch Einteilung in Tumor-Stadien klassifizieren die Mediziner:innen den Tumor und beschreiben unter anderem, wie weit sich der Krebs im Körper ausgebreitet hat. Das sogenannte Grading gibt an, wie sehr sich Krebszellen von normalem Gewebe unterscheiden: Je mehr sich der Tumor vom Normalgewebe unterscheidet, desto bösartiger ist er. Die Klassifizierung dient als Grundlage dafür, die geeigneten Therapiemaßnahmen festzulegen. Man bezeichnet sie auch als Staging. Infomationen zur Klassifizierung bei Eierstockkrebs finden Sie auf den Seiten der deutschen Stiftung Eierstockkrebs.
In unserem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum erhalten Sie die optimal auf Sie zugeschnittene Therapie. Unser engagiertes Team aus Ärzt:innen, Pflegekräften, Physiotherapeut:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Seelsorger:innen kümmert sich neben ihren körperlichen Belangen auch um Ihre seelischen Bedürfnisse. Wir bieten Ihnen ein interdisziplinäres Netzwerk, in dem alle notwendigen Fachgebiete ineinandergreifen und eng zusammenarbeiten.
Entfernung des Eierstocks samt Eileiter
Operation im frühen Stadium
Bei der Operation müssen in der Regel beide Eierstöcke und Eileiter entfernt werden. Meistens wird auch die Gebärmutter mitentfernt. Um alle Metastasen zu erfassen und um das korrekte Tumorstadium zu bestimmen, entnehmen wir während der Operation Gewebeproben oder entfernen die Lymphknoten. Bei jüngeren Frauen mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung kann die Operation so durchgeführt werden, dass die Fruchtbarkeit erhalten bleibt.
In vielen Fällen ist trotz eines frühen Stadiums eine anschließende Chemotherapie notwendig mit dem Ziel einer definitiven Heilung. Auch in einem frühen Stadium sollte die Operation durch einen Bauchschnitt durchgeführt werden.
Chemotherapie zur Unterstützung
Zur Unterstützung bekommen die Patientinnen mit großen Eingriffen im Anschluss an die Operation in der Regel eine Chemotherapie zumeist kombiniert mit anderen tumorbeeinflussenden Medikamenten (z. B. Bevacizumab, Olaparib, u. a.). Wir arbeiten auf diesem Gebiet eng mit der Medizinischen Klinik 3 (Klinik für Onkologie) des Klinikums Leverkusen zusammen. Auch wenn Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium im engeren Sinne nicht heilbar ist, so ist diese Erkrankung durch eine optimale Operation und Chemotherapie im günstigsten Fall so beherrschbar, dass über viele Jahre keinerlei Symptome bestehen und ein normales Leben geführt werden kann. Ausführliche Informationen zum Thema Chemotherapien finden Sie hier.