Kleiner Abstand, große Wirkung: Klinikum Leverkusen implantiert erstmals Hydrogel vor Prostatabestrahlung
11.07.2024Die gezielte Bestrahlung zur Abtötung bösartiger Zellen gehört bei Krebserkrankungen zu den Standard-Therapieoptionen. Bei der Anwendung an der Prostata besteht auf-grund der räumlichen Nähe jedoch das Risiko von Schäden an der Blase und am End-darm (medizinisch „Rektum“). Diese unbeabsichtigten Folgen können zu Blasen-, Darm- und Sexualfunktionsstörungen führen. Abhilfe verschafft am Klinikum Leverkusen ab sofort die Implantation eines Hydrogel-Abstandhalters.
„Mit einer Kanüle punktieren wir den Raum zwischen Rektum und Prostata, um im Anschluss das Gel einzuspritzen“, erklärt Dr. Tobias Kohl, der am Dienstag die erste Operation dieser Art im Klinikum Leverkusen durchgeführt hat. Das fest werdende Gel sorge in der Folge für eine räumliche Distanz zwischen Prostata und Rektum, so der Oberarzt der Klinik für Urologie. „Der entstandene Abstand verringert die Strahlendosis, die während einer anschließenden Prostatakrebs-Strahlentherapie auf das Rektum einwirkt“, erläutert Dr. Andrei Bunea, Facharzt für Strahlentherapie. „Auf diese Weise kann die Bestrahlung dank des Gels nun auch mit einer höheren Dosis in 20 statt knapp 40 Sitzungen stattfinden“, so der Leiter der Strahlentherapie 360° im MEDILEV Ärztehaus, die bei derartigen Behandlungen im Rahmen des zertifizierten Uroonkologischen Zentrums eng mit dem Team des Klinikums zusammenarbeitet.
Abstandhalter hält während gesamter Strahlentherapie
Für den Patienten ist die Operation keine große Sache. „Das wasserbasierte Gel wird bei einem einfachen minimal-invasiven Eingriff implantiert“, sagt Dr. Tobias Kohl. In etwa einer halben Stunde sei die OP abgeschlossen. „Das Resultat hingegen ist von langer Dauer“, fügt der Spezialist hinzu: „Der Hydrogel-Abstandhalter bleibt bis zum Ende der Strahlentherapie bestehen.“ Nach rund sechs Monaten werde das Gel dann auf natürliche Weise vom Körper absorbiert und über den Urin ausgeschieden.
Priv.-Doz. Dr. Daniel Porres freut sich über die Premiere der Hydrogel-Implantation, die reibungslos vonstattenging und den Anfang vieler weiterer erfolgreicher Eingriffe zum Wohle der Patienten im Klinikum Leverkusen darstellen soll. Schließlich gibt es laut dem Chefarzt der Klinik für Urologie gute wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die negativen Auswirkungen einer Strahlentherapie der Prostata so deutlich verringert werden können. Dr. Daniel Porres: „Damit ist dieser kleine urologische Eingriff eine wichtige Maßnahme zum Schutz der Lebensqualität von Patienten, die sich für die Strahlentherapie als Behandlung ihres Prostatakrebses entschieden haben.“
Eine alternative Möglichkeit zur Behandlung von Prostatakrebs stellt die radikale Prostatektomie dar, die zu den etablierten Therapieoptionen in der Klinik für Urologie zählt.